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Inkontinenz

25. Juli 2024

Was versteht man unter Harninkontinenz bei Hunden?

Harninkontinenz bedeutet, dass der Hund keine gute Kontrolle über seine Blasenentleerung hat. Dadurch verliert er Urin, ohne es zu wollen. Nicht zu verwechseln ist diese Situation mit einem Welpen, der noch nicht stubenrein ist. Hier kann es natürlich auch vorkommen, dass sein Schlafplatz oder andere Orte in der Wohnung feucht werden. Der Welpe ist allerdings meist in der Lage, seinen Urin zu halten, aber er hat noch nicht verstanden, dass eine Blasenentleerung in der Wohnung unerwünscht ist und er warten muss, bis er nach draußen darf. 


Was sind die Ursachen von Inkontinenz?

Die Gründe für Inkontinenz können vielfältig sein. Sie reichen von Funktionsstörungen des Blasenschließmuskels über Infektionen, Blasensteine, Stoffwechselstörungen, angeborene Fehlbildungen, Nervenschäden usw. Im Folgenden möchten wir auf diese verschiedenen Ursachen näher eingehen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.


Harninkontinenz bei kastrierten Hündinnen

Diese Form der Inkontinenz kommt am häufigsten vor. Typischerweise treten im Schlaf kleine Mengen Urin aus, ohne dass es von der Hündin bemerkt wird. Oft sind seit der Kastration mehrere Jahre vergangen. Das "Auslaufen" wird durch eine Schwäche des Schließmuskels des Gebärmutterhalses verursacht, die auf einen Mangel an dem weiblichen Geschlechtshormon „Östrogen“ zurückzuführen ist. Glücklicherweise lässt sich diese Form der Inkontinenz meist sehr gut mit Medikamenten behandeln, und es ist nur ein sehr kleiner Teil der kastrierten Hündinnen davon betroffen. Zur Therapie wird Östrogen in Tablettenform oder ein Wirkstoff eingesetzt, der die Kontraktionsfähigkeit der Blasenhalsmuskulatur erhöht. Wenn keines dieser Medikamente hilft, sollten auch andere Ursachen wie Blasensteine oder Tumore in der Blase in Betracht gezogen werden.


Blasenentzündung

Ein Hund mit Blasenentzündung verspürt den ständigen Drang Wasser zu lassen. Dadurch kann es vorkommen, dass ein sonst sauberer Hund plötzlich auf den Boden uriniert und sich Pfützen bilden. Möglicherweise sind in dem Urin auch Blutspuren zu finden.

Eine Blasenentzündung tritt am häufigsten bei weiblichen Hunden auf, da ihre Harnröhre im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen kürzer ist. Welpen sind häufiger betroffen als erwachsene Hunde. Die Diagnose einer Blasenentzündung erfolgt durch eine Urinuntersuchung durch den Tierarzt. Gegebenenfalls ist eine Anzüchtung von Bakterienkulturen nötig, um das richtige Antibiotikum zu finden. Damit lässt sich eine Blasenentzündung meist sehr schnell therapieren und dem Hund geht es bald besser.

Falls Ihr Hund häufiger Probleme mit Blasenentzündungen hat, können Blasensteine oder eine andere Erkrankung die Ursache dafür sein.


Blasensteine 

Wenn sich Harnsteine in der Blase befinden, gibt es weniger Platz für den Urin und es entsteht häufiger das Gefühl, die Blase entleeren zu müssen. Außerdem kommt es häufig zu einer Blasenentzündung, da die Steine an der Blasenwand kratzen. Blasensteine entstehen durch die Ausfällung von Mineralkristallen im Urin. Hierbei gibt es verschiedene Arten von Harnkristallen. 
Nicht zu verwechseln mit einer Harninkontinenz ist eine Harnabflussstörung. Falls der Harnabfluss nicht komplett blockiert ist, kann es zu einem Harnträufeln kommen, das ähnlich wie eine Inkontinenz aussehen kann. Als Ursache kommt ein Tumor oder ein Blasenstein in der Harnröhre oder eine vergrößerte Prostata, die auf die Harnröhre drückt, in Betracht. Diese Erkrankungen können lebensbedrohlich sein und erfordern eine sofortige tierärztliche Hilfe.


Erhöhte Wasseraufnahme

Es gibt viele Situationen, in denen Hunde mehr Wasser als üblich trinken müssen. Das kann dazu führen, dass die Blase übermäßig gefüllt ist und der Hund den Urin nicht mehr halten kann. Tierärzte sprechen in diesem Fall von einer PU/PD - Polyurie/ Polydipsie -, was so viel bedeutet wie vermehrter Harndrang / erhöhter Durst.

Krankheiten, bei denen dieses Symptom häufiger auftritt, sind Diabetes, Nieren- und Lebererkrankungen, verschiedene Stoffwechselstörungen, ein erhöhter Kalziumspiegel im Blut oder eine Gebärmutterentzündung. Bei all diesen Erkrankungen versucht der Körper des Hundes ein Gleichgewicht, z.B. von Mineralien, wiederherzustellen, dass aus den Fugen geraten ist. Sie sollten daher niemals die Wasseraufnahme einschränken, ohne die Ursache zu kennen, sondern Ihren Tierarzt zeitnah um Rat fragen. Ab einer Aufnahme von 100 ml/kg pro Tag spricht man von einer Polydipsie.
Angeborene Fehlbildungen

Eine sehr seltene Form der angeborenen Inkontinenz kann bei Welpen auftreten. Die Harnleiter, die den Urin von der Niere in die Blase leiten, können falsch positioniert sein, so dass sie den Blasenhals umgehen. Daher verlieren diese Welpen, von denen fast alle Hündinnen sind, ständig Urin. Ein chirurgischer Eingriff kann in diesem Fall in Betracht gezogen werden, aber da diese Deformität häufig in Verbindung mit Defekten des Schließmuskelmechanismus auftritt, gibt es keine Garantie dafür, dass die Inkontinenz damit verschwindet. Diese angeborene Form wurde insbesondere bei Zwergpudeln, Foxterriern, West Highland White Terriern, Bulldoggen, Neufundländern und Siberian Huskies beobachtet.


Schädigung der Nervenversorgung

Der Vorgang des Urinierens selbst ist sehr komplex und unterliegt sowohl dem unbewussten Nervensystem als auch dem vom Willen gesteuerten Teil. Wenn die Nervenzufuhr zur Blase geschädigt ist, entweder durch eine äußere Einwirkung (z. B. einen Verkehrsunfall) oder durch einen Bandscheibenvorfall, entleert sich die Blase nicht normal. Die Aussichten in dieser Situation hängen ganz vom Ausmaß des Schadens ab.


Wie sieht die Zukunft Ihres Hundes aus, wenn er an Inkontinenz leidet?

Die Aussichten hängen davon ab, ob die Ursache des Problems gefunden werden und etwas dagegen unternommen werden kann. Glücklicherweise stehen uns heute mit Röntgenaufnahmen, Bluttests, Kontrastmitteluntersuchungen, Ultraschall- und CT-Untersuchungen usw. viele gute Hilfsmittel und auch viele Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.